![]() Kolonne Truppentransporter, Lange Straße (Standesamt/Rathaus) Foto: Manfred Frömel |
![]() Marktstraße: Aufräumen nach der Überschwemmung. Foto: Werner Hennig |
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Doch um 13:30 Uhr löste Stadtdirektor Herhaus den Katastrophenalarm aus. Die Einwohner wussten den Sirenen-Warnton jedoch nicht zu deuten. Die Telefonverbindungen fielen aus.
Um 14:30 Uhr erreichte Lippstadt verspätet die Nachricht vom Deichbruch an der Tannenbergstraße in Lipperode. Die Lippe überschwemmte Lipperode mit 1,50 m und den nördlichen Teil der Lippstädter Innenstadt mit bis zu 80 cm Wasserstand auf den Straßen (Überflutung um 16 Uhr).
Der elektrische Strom wurde abgeschaltet, um Stromschläge zu vermeiden. Die Bundeswehr verteilte 30.000 Sandsäcke an die Lippstädter. Das Wasser spülte auch Schlamm in die Keller, wo es sich mit Öl aus den Heizöltanks mischte. Alle Vorräte, die damals noch traditionell im Keller lagerten, wurden dadurch unbrauchbar, ebenso die Einrichtungen.
In den Heimatblättern von 2015 beschreibt Eva-Maria Dahlkötter, wie am Qualenbrink das Wasser noch bis zum Sonntagmorgen anstieg. Sie waren quasi im Haus eingeschlossen, hatten drei Tage lang kein Telefon und keinen Strom, und konnten deshalb auch kein Radio hören.
In den folgenden Tagen mussten in weiten Teilen der Stadt die Keller leergepumpt, leergeräumt, der Schlamm rausgeschaufelt und der Sperrmüll abgefahren werden.
Wie Frau Dahlkötter schrieb, erlitt das Katholische Krankenhaus 5 Millionen DM Schaden, weil teure Apparate unter Wasser standen, die erst zwei Wochen zuvor Souterrain eingebaut worden waren. Und im Evangelischen Krankenhaus fielen für mehrere Tage die Toiletten aus, so dass die Fäkalien in Eimern treppab nach draußen getragen werden mussten.
Allein die Schäden an kommunalen Gebäuden, Straßen und der Kanalisation beliefen sich für die Stadt Lippstadt auf 1,3 Millionen DM (das wären heute ca. 3,2 Mio. Euro, vermutlich zuzüglich erheblicher Mehrkosten durch heutige, höhere Baustandards).
Anlässlich des 50. Jahrestags veröffentlichte Der Patriot 2015 einige Fotos. Auf einem Bild ist zu sehen, wie bereits am Montag, dem 19. Juli 1965, Pflasterarbeiten am aufgerissenen Bürgersteig an der Cappelstraße stattfanden.
2013 wurde auf dem Lippebug ein Flutmodell installiert, gestiftet von Familie Jungeblodt. Auf zwei Dolomitblöcken aus Anröchte ruht eine 700 kg schwere Aluminiumplatte, in die im Lippstädter Ideal-Werk ein Modell der Altstadt eingefräst wurde. Auf das Modell kann man Wasser laufen lassen und per Schieberegler verschiedene Wasserstände simulieren, vom Normalstand bis hin zum Höchststand der Flut von 1965.
Vielen Dank für die bereitgestellten Fotos aus Lipperode und Lippstadt. Wer Erinnerungen an das Hochwasser hat, kann mir gerne eine E-Mail schreiben, um es auf dieser Seite zu ergänzen.
In den Wochen vor der Überflutung hatte es ungewöhnlich viel geregnet. Die Böden waren gesättigt und die Flüsse hatten hohe Pegelstände.
In den Niederungen standen schon kleine Seen auf Feldern und Wiesen.
Der letzte Auslöser für die Lippe-Flut war ein Gewitter, dass am Vortag von Niedersachsen kommend den Paderborner Raum erreichte.
Jener Freitag, der 16. Juli 1965, ging als "schwarzer Freitag" in die Geschichte ein, da sich der frühe Nachmittag zur Nacht verdunkelte.
Bei dem wolkenbruchartigen Starkregen fiel in wenigen Stunden so viel Niederschlag wie sonst in zwei Monaten zusammen.
Dörfer im Paderborner Umland wurden ohne Vorwarnung von der Flut eingeschlossen, ohne Möglichkeit zur Kommunikation.
Die Täler liefen voll wie eine Wanne. Bewohner versuchten sich und ihre Stalltiere ins obere Stockwerk und auf Dächer zu retten.
11 Menschen starben unter dramatischen Umständen, teils bei missglückten Rettungsversuchen durch die Bundeswehr.
Durch das nach Osten weiterziehende Unwetter starben auch in der DDR drei Menschen.
Eine kurze Reportage der WDR Lokalzeit OWL auf ↗YouTube.
Als Reaktion auf die Heinrichsflut wurde 1971 vom damaligen Kreis Büren, Kreis Paderborn und Kreis Lippstadt der ↗Wasserverband Obere Lippe gegründet, mit dem Ziel, die Region vor Hochwasser zu schützen. Mit Unterstützung des Landes NRW wurden rund 50 Millionen Euro in den Bau von Rückhaltebecken und in die Renaturierung von Gewässern investiert, z.B. für die Lippe-Renaturierung bei Lippstadt.