Renaturierung der Lippe-Aue
(Text siehe unten)
Die folgenden HD-Videos über die obere Lippe und ihre Renaturierung wurden im März 2019 von den Bezirksregierungen Arnsberg und Detmold unter dem Titel „Alles im Fluss“ veröffentlicht. Teilen erlaubt.
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Teil 1
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Eigendynamik: Die Kraft des Wassers Länge 3:50 Minuten (ca. 195 MB) |
Teil 2
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Frühere Begradigung der Lippe Länge 2:38 Minuten (ca. 132 MB) |
Teil 3
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Die Renaturierung Länge 7:33 Minuten (ca. 387 MB) |
Die ursprüngliche Lippe war breit und flach, und schlängelte sich in einer Folge von Flussschlingen durch die Landschaft.
Nach hohen Wasserständen blieben in der Aue stehende Gewässer zurück, die Lebensraum und Nahrung für verschiedenste Tierarten boten.
Vor 200 Jahren begann man hoffnungsvoll mit Vorbereitungen für die Lippe-Schifffahrt. Mit der preußischen Uferordnung von 1817 wurden auf einer Breite von 3 Metern die Bäume und Sträucher am Ufer entfernt, um einen Pfad entlang des Flusses anzulegen.
Entlang dieser Treidelpfade sollten Menschen oder Pferde die Frachtboote flußaufwärts über die Lippe ziehen. Bis 1830 wurden an der Lippe 12 Schleusenanlagen gebaut.
Doch durch die Konkurrenz durch die neue Eisenbahn (in Lippstadt ab 1850) wurde die Schifffahrt bald wieder aufgegeben. 1870 wurde die Schifffahrt oberhalb von Hamm gänzlich eingestellt.
Durch die Schleusen und Wehre verringerte sich die Fließgeschwindigkeit der Lippe und es setzt sich mehr Sand ab. Die Lippe fing an zu versanden.
Im 19. Jahrhundert begann die
Sandbaggerei in der Lippe, denn Sand konnte für Beton und den Straßenbau gebraucht werden.
Die ursprüngliche Aue war nicht für Ackerbau nutzbar, z.B. verhinderte die Feuchtigkeit die Ernte von trockenem Heu.
Ab 1890 wurde begonnen die Flächen für die Landwirtschaft zu kultivieren, d.h. Mäander wurden durchstochen und das Flussbett vertieft, um zu verhindern, dass die Lippe die Aue überspült.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es eine Versorgungskrise ("Hungerjahre" mit Lebensmittelmarken bis 1950). Deshalb musste noch mehr Fläche landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden.
Um die Aue trocken zu legen, wurde der Fluss weiter vertieft. Und um weitere Fläche zu gewinnen, wurde die Lippe stärker begradigt und von Dämmen und Steinschüttungen eingezwängt. Zudem begann in der Landwirtschaft der vermehrte Einsatz von Kunstdünger.
Um 1970 war von den ursprünglichen Auen kaum noch etwas übrig geblieben. Ackerflächen reichten bis nah an das künstliche Ufer. Wasserqualität, Gewässerflora und -fauna waren in einem durchgehend schlechten Zustand.
Der Emsdettener Biologielehrer Heinz Rinsche (1939-2017) gründete 1986 die Bürgerinitiative „Schutzgemeinschaft Ems“, der sich viele Vereine anschlossen.
Die Forderungen der Initiative und einer Arbeitsgruppe wurden vom Land Nordrhein-Westfalen aufgenommen, das 1990 ein Gewässerauenprogramm ins Leben rief, um Ems, Lippe, Ruhr und 10 weitere Flüsse mitsamt ihren Auen wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen.
Als erstes Pilotprojekt an der Lippe wurde 1996 die Klostermersch bei Benninghausen renaturiert.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe stellte dazu Flächen zur Verfügung, und weiterer Ankauf von Flächen erfolgte durch das Amt für Agrarordnung Soest im Auftrag des Staatlichen Umweltamts Lippstadt (heute beide zur Bezirksregierung Arnsberg gehörig).
Einige Uferflächen waren zuvor durch Erbteilung kleinteilig im Besitz zahlreicher Eigentümer.
Anhand des Pilotprojekts Klostermersch konnten sich Anwohner und Politiker erstmals ein Bild davon machen, wie sich die Renaturierung auswirkt.
Ab 2000 wurde dann die Mersch bei Hellinghausen renaturiert. Pro Jahr konnten bis zu 1,5 km zurückgebaut werden.
Die Bauarbeiten bei Lippstadt dauerten bis 2014, und an der Ems bis 2019 (33 Jahre nach Gründung der dortigen Bürgerinitiative).
Die Flächen der renaturierten Aue werden durch die ABU betreut, die Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Die
ABU hält in der Lippeaue z.B. vier Herden (fast) freilebender Rinder, derzeit ca. 80 Tiere, sowie Pferde.
Die Hellinghauser Mersch dient als halb-offene Weidelandschaft, in der sich die Taurusrinder und Konikpferde frei bewegen können. Ihre historischen Vorbilder sind Auerochsen und Wildpferde.
Text/Zusammenfassung: Jörg Rosenthal.
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Quellen: