Lippstadt ab 1914
Das Wirtschaftswachstum der vorherigen Jahre ging mit Beginn des Ersten Weltkrieges zu Ende.
Die Arbeitnehmerzahl im Rüstungsbetrieb Artilleriewerkstatt wuchs merklich an, trotzdem hatte die Stadt 1919 mit 17.845 Personen nur gut 800 Einwohner mehr als 1913,
1931 waren es bereits wieder 18.876. Bis 1928 gab es nur eine geringe Besserung.
Die „Deutschen Werke“ als eine Nachfolgerin der Artilleriewerkstatt wurde stillgelegt, auch die Union und die Metallindustrie mussten ihre Belegschaft stark reduzieren.
Die Brauereien „Weißenburg“ und „Nies“ schlossen sich zu einer Firma zusammen. Die Bauindustrie kam fast zum Erliegen, für verarmte Mitbürger wurden Notunterkünfte gebaut.
Im Oktober 1926 wurde die erste Lippstädter Herbstwoche veranstaltet, 1927 gab es einen großen Umzug anläßlich der 75 Jahrfeier der Kolpingfamilie.
Erst nach 1933 wurde die wirtschaftliche Lage etwas besser.
1932 baute die Firma Pehle ein privates Freibad am Jahnplatz, 1933 wurde an der Wiedenbrücker Straße das Trockenmilchwerk
und an der Beckumer Straße das Eisen- und Metallwerk (heute Standort Hella) gegründet, 1935 wurde die Elisabethkirche gebaut,
1936 wurde Lippstadt wieder Garnisionsstadt. Am heutigen Stadtteil Lipperbruch entstand ein Militärflugplatz und ein Kasernengelände.
Zum Ende des Krieges kamen sehr viele Flüchtlinge und Vertriebene in die Stadt.
1939 hatte Lippstadt 21.409 Einwohner, 1945 waren es bereits 25.886.
Es war fast unmöglich all diese geeignet unterzubringen und so entstanden wieder Notunterkünfte.
Größere neue Wohngebiete entstanden am Böbbing, am Rüsing, am Qualenbrink, aber auch zwischen Mastholter- und Wiedenbrücker Straße (Dichterviertel).
Im Bereich des früheren Fliegerhorstes wurden kleine Bauern- und Nebenerwerbssiedlungen erschlossen.
Das Rüstungswerk an der Beckumer Straße wurde von den Engländern als Reparaturwerk für Panzer genutzt (Remi),
die Westfälische Metallindustrie WMI stellte u.a. Küchengeräte her, im Gebäude an der Hospitalstraße wurde Rübenkraut hergestellt.
Wegen fehlendem Brennmaterial wurde wertvoller Wald- und Baumbestand vernichtet.
1947 wurde endlich die im Krieg zerstörte Umflutbrücke am Lippertor wieder hergestellt.
In den 60er Jahren wurde überwiegend der innerstädtische Straßenverkehr entlastet durch die Brücke über die Nördliche Umflut an der Bastionstraße.
1959 wurde die östliche Umgehungsstraße eingeweiht (B55). Zum größten Arbeitgeber entwickelte sich die „Westfälische Metallindustrie“,
nach Freigabe durch die Engländer übernahm die WMI 1959 dieses Gelände an der Beckumer Straße.
Auf der gegenüber liegenden Seite entstand in einem Teil der ehemaligen Artilleriewerkstadt ein Zweigwerk des Dortmunder Eisenwerkes „Rothe Erde“.
In einem anderen Teil lief 1947 die Produktion in den Uhli-Feinstrumpfwerken an und wurde weltweit bekannt, auch durch die Zusammenarbeit mit dem Pariser Modehaus Dior.
Uhli wurde 1958 durch die Falke-Gruppe übernommen. Als weiteren Großbetrieb gab es noch das Drahtseilwerk „Westfälische Union“, das leider 1973 schließen mußte.
1963 hatte Lippstadt 39.408 Einwohner, darunter 1.455 Ausländer, die so genannten Gastarbeiter.
Von 1948 bis 1974 war Jakob Koenen Bürgermeister von Lippstadt.
Stadtdirektor war bis 1958 Franz Harrenlamp, Nachfolger wurde Friedrich Wilhelm Herhaus, den alten Lippstädtern bekannte Namen.
1961 gab es hier 0,1 % Arbeitslose! Im Juli 1965 kam es zur Hochwasserkatastrophe, als bei Lipperode der Damm brach und die Altstadt unter Wasser setzte.
1973 wurde das Stadttheater eröffnet.
Lippstadt bildete 1975 einen wirtschaftlichen Schwerpunkt zwischen Dortmund und Paderborn.
Im Rahmen der kommunalen Neuordnung wuchs die Einwohnerzahl auf rund 65.000 an, 16 Gemeinden wurden der Stadt angegliedert.
Dabei verlor Lippstadt den Kreissitz, wurde aber größte Stadt des neuen Kreises Soest.
In den Folgejahren veränderte sich die Altstadt teilweise erheblich, ganze Straßenzüge wurden umgestaltet wie z.B. die nördliche Woldemei.
Hierüber wird noch an anderer Stelle berichtet werden.
Zusammenstellung: Werner Hennig.
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Quellen:
• | Chronik der Stadt Lippstadt, 1932 |
• | Stadt Lippe - Lippstadt, 1964 |
• | Beiträge zur Stadtgeschichte, 1985 |
• | Die Festung Lippstadt, 1985 |