Die anfangs erbaute „Urstadt“ war viel kleiner, mit nur 10 ha Fläche. Die Cappelstraße bildete die Grenze im Westen, die Lippe im Osten und im Norden. Dazwischen lagen in Ost-/Westrichtung die Marktstraße, die Rathausstraße, die Brüderstraße und die Geiststraße. Die heutige Poststraße gehörte schon nicht mehr dazu, also ein kleines überschaubares Reich. Damals gab es 120 Hausstätten, alle Grundstücke waren gleich groß mit 11,3 m Breite und 34,2 m Tiefe. Dieser kleine Teil der Stadt hieß auch das „Marienviertel“.
Erst nach 1220 wurde die Stadt erweitert, im Westen bis zum Soesttor und im Süden bis zur Blumenstraße bzw. zur südlichen Umflut. Diese Erweiterung sollte die Gründungsstadt im Umfang wesentlich übertreffen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch das Stadtrecht verliehen, um mehr Anreiz zu bieten sich in der Stadt anzusiedeln.
1260 wird die Jakobikirche urkundlich erwähnt. 1280 wurde ein Augustiner-Mönchskloster gegründet, das später eine Klosterkirche erhielt (Brüderkirche). Die Lange Straße wird nach Süden hin verlängert und neue Querstraßen werden angelegt. Bernhard II hatte im Bereich seines Hermelinghofes Flächen zur Gründung eines Augustiner-Nonnenklosters zur Verfügung gestellt.
Die anfänglichen Wälle mit Pallisaden wurden nach der Stadterweiterung durch Mauern mit Stadttoren und Stadtgraben ersetzt. Lippertor, Soesttor, Klusetor und Südertor ermöglichten den Zugang zur Stadt. Reste der damaligen Befestigungsanlage sind heute noch durch die südliche Umflut erkennbar.
Nach dem Lippstädter Vorbild entstanden im 13. Jahrhundert die Städte Lemgo, Horn, Blomberg, Rheda und Detmold. Bürgerschaft und Rat der Stadt Lippstadt schlossen 1253 mit den Städten Soest, Dortmund und Werne ein Schutz- und Trutzbündnis, 1260 wurde Lippstadt Mitglied des Rheinischen Städtebundes und gehörte seit 1280 zur Hanse.
1376 wurde die Stadt an den Grafen Engelbert von der Mark verpfändet. In der Folgezeit übten die Grafen von der Mark und als deren Erben und Nachfolger die Herzöge von Kleve ihre Hoheitsrechte in der Stadt aus. Ab 1376 begann aber auch die Zeit der bürgerlichen und städtischen Freiheit. Macht und Wohlstand für die Bürger wuchsen. Die Lippischen Edelherren hatten wenig Einfluss auf die Verhältnisse innerhalb der Stadt, sie betrachteten als Pfandherr die Stadt vorrangig als Einnahmequelle.
Die Stadt Soest hatte sich 1444 durch eigenmächtigen Herrschaftswechsel von ihrem bisherigen Landesherrn, dem Kölner Erzbischof Dietrich von Moers, gelöst und sich dem Herzog von Kleve unterstellt. Der Herzog von Kleve hatte die Pfandherrschaft von Lippstadt auf seinen Sohn übertragen, und so konnte sich Lippstadt aus den kommenden Auseinandersetzungen nicht mehr heraushalten. 1445 schlossen Kleve und Lippstadt einen Vertrag, der die Pfandherrschaft Kleves über Lippstadt beenden sollte. Damit begann für die Stadt eine „Samtherrschaft“, die über 400 Jahre andauerte und erst 1850 ihr Ende fand.
Am 20. Juli 1447 erschien der Erzbischof von Köln mit einem 60.000 Mann starken Heer vor der Stadt. Nach mehreren erfolglosen Angriffen auf die Stadt, wurde die Belagerung bereits nach 11 Tagen wieder aufgehoben und die Truppen zogen weiter nach Soest. Aus der Soester Fehde ging Kleve siegreich und Lippstadt politisch gestärkt hervor. Lippstadt stand damals auf dem Höhepunkt der städtischen Macht.• | Buch „Die Festung Lippstadt“, Gunter Hagemann, 1985 |