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Sandbaggerei an der Lippe
Baggerschiff mit Eimerkette ab 1915
Kanal ohne Wehre bis 1913
Ebbinghaus an der Brüderkirche


 
Sandbaggerei an der Lippe

Schon von altersher wurde die Lippe als Transport­weg ge­nutzt, doch erst 1818 begann die Planung zur Schiff­bar­machung der Lippe. Aber auch zum Schutz gegen Hoch­wasser be­gann man damit, die Lippe zu ver­kürzen, an vielen Fluss­windungen wurden Durch­stiche an­ge­legt. Dadurch wurde die Gesamt­länge der Lippe um 40 km verkürzt, auf 230 km. Allein für die Schiff­fahrt wurden im 19. Jahr­hundert 12 Wehre ge­baut und einige Schleusen, um den Höhen­unter­schied von 123 Metern aus­zu­gleichen.

Durch die geringere Fließ­geschwindigkeit setzte sich bald mehr Sand ab, dieser konnte für den Bau von Ge­bäuden und im Straßen­bau gut ver­wendet werden. Bereits 1788 hatte die Firma Erdmann als erste Sand­baggerei in Lipp­stadt be­gonnen, heute wohl noch den älteren Lipp­städtern be­kannt.

Die ersten Sandkähne waren aus Holz, sie wurden von Helfern an die vor­ge­sehene Stelle ge­treidelt, also mit Stricken vom Ufer aus ge­zogen. Wenn der Kahn mit Sand be­laden war, musste er gegen die Strömung wieder zum Lager­platz ge­zogen werden.

Anfangs konnten die Sandkähne nur bis zur Baggerei Erdmann fahren, denn die Weiter­fahrt auf der Lippe war durch die 4 Mühlen der Stadt und durch das Stein­wehr nicht möglich. 1830 wurde dann der Schiff­fahrts­kanal ge­baut - damit waren die Mühlen kein Hin­der­nis mehr.

Ab 1890 wurden die ersten Dampf­boote einge­setzt. Die Holz­boote wurden durch Metall­kähne er­setzt, konnten dann schon 280 Zentner Sand fassen, und das müh­same treideln ent­fiel nun.
Ab 1915 gab es richtige Bagger­schiffe mit Eimer­ketten, aber der Sand musste immer noch mit der Schaufel von Hand an Land ge­schippt werden. Später wurde diese müh­same Arbeit durch Förder­bänder er­heblich ver­ein­facht.

Der Lippesand war wegen seiner guten Quali­tät be­gehrt, und be­flü­gelt durch den bald ein­setzenden Bau-Boom konnten weitere Sand­baggereien ihren Be­trieb auf­nehmen. 1896 gab es die Firmen Anton Erdmann, Joseph Kaiser, Carl Ebbinghaus, Theodor Hölter und Wilhelm Buxelbroer. 1917 er­hielt auch das Bau­geschäft E. Timmermann die Er­laubnis, den Sand ober­halb der Wilhelm­schule aus­zu­werfen.

Der Lippstädter Magistrat hielt es dann aber für wünschens­wert, nur zwei Unter­nehmen zur Sand­baggerung an der Lippe zu­zu­lassen. Übrig blieben dann nur die Firmen Erdmann und Ebbinghaus. Diese teilten sich das Arbeits­gebiet so auf, dass Erdmann vom Wehr der Friedrich­schule aus bis 300 m unter­halb der Giseler-Mündung, und Ebbing­haus auf dem oberen Teil der Lippe vom Stein­wehr bis zur Hörster Schleuse baggerte.

Die leeren Sandkähne der Firma Ebbing­haus wurden von ein oder zwei Männern vom Ufer aus mit Tauen die Lippe auf­wärts ge­zogen, dafür gab es einen Treidel­pfad von der nörd­lichen Umflut bis nach Hörste. Den be­ladenen Kahn ließ man mit der Strömung zurück zur Ablade­stelle treiben.

In den 1960er Jahren ver­lor die Sand­baggerei an der Lippe an Be­deutung, denn öst­lich von Lipp­stadt ent­standen die großen Bagger­seen, die eine gewinn­bringende Sand­gewinnung er­möglich­ten. Die Firma Ebbinghaus/­Schierholz beendete ihren Betrieb 1965, die Firma Erdmann 1972.
Text: Werner Hennig.
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Quellen:
• Ludwig Hachenberg, Heimat­blätter 2007
• Buch „Lippstadt zu Anfang des 20. Jahr­hunderts“, 1905
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