Sandbaggerei an der Lippe
Schon von altersher wurde die Lippe als Transportweg genutzt, doch erst 1818 begann die Planung zur Schiffbarmachung der Lippe.
Aber auch zum Schutz gegen Hochwasser begann man damit, die Lippe zu verkürzen, an vielen Flusswindungen wurden Durchstiche angelegt.
Dadurch wurde die Gesamtlänge der Lippe um 40 km verkürzt, auf 230 km.
Allein für die Schifffahrt wurden im 19. Jahrhundert 12 Wehre gebaut und einige Schleusen, um den Höhenunterschied von 123 Metern auszugleichen.
Durch die geringere Fließgeschwindigkeit setzte sich bald mehr Sand ab, dieser konnte für den Bau von Gebäuden und im Straßenbau gut verwendet werden.
Bereits 1788 hatte die Firma Erdmann als erste Sandbaggerei in Lippstadt begonnen, heute wohl noch den älteren Lippstädtern bekannt.
Die ersten Sandkähne waren aus Holz, sie wurden von Helfern an die vorgesehene Stelle getreidelt, also mit Stricken vom Ufer aus gezogen.
Wenn der Kahn mit Sand beladen war, musste er gegen die Strömung wieder zum Lagerplatz gezogen werden.
Anfangs konnten die Sandkähne nur bis zur Baggerei Erdmann fahren, denn die Weiterfahrt auf der Lippe
war durch die 4 Mühlen der Stadt und durch das Steinwehr nicht möglich. 1830 wurde dann der Schifffahrtskanal gebaut - damit waren die Mühlen kein Hindernis mehr.
Ab 1890 wurden die ersten Dampfboote eingesetzt. Die Holzboote wurden durch Metallkähne ersetzt, konnten dann schon 280 Zentner Sand fassen, und
das mühsame treideln entfiel nun.
Ab 1915 gab es richtige Baggerschiffe mit Eimerketten, aber der Sand musste immer noch mit der Schaufel von Hand an Land geschippt werden.
Später wurde diese mühsame Arbeit durch Förderbänder erheblich vereinfacht.
Der Lippesand war wegen seiner guten Qualität begehrt, und beflügelt durch den bald einsetzenden Bau-Boom konnten weitere Sandbaggereien ihren Betrieb aufnehmen.
1896 gab es die Firmen Anton Erdmann, Joseph Kaiser, Carl Ebbinghaus, Theodor Hölter und Wilhelm Buxelbroer.
1917 erhielt auch das Baugeschäft E. Timmermann die Erlaubnis, den Sand oberhalb der Wilhelmschule auszuwerfen.
Der Lippstädter Magistrat hielt es dann aber für wünschenswert, nur zwei Unternehmen zur Sandbaggerung an der Lippe zuzulassen.
Übrig blieben dann nur die Firmen Erdmann und Ebbinghaus. Diese teilten sich das Arbeitsgebiet so auf,
dass Erdmann vom Wehr der Friedrichschule aus bis 300 m unterhalb der Giseler-Mündung,
und Ebbinghaus auf dem oberen Teil der Lippe vom Steinwehr bis zur Hörster Schleuse baggerte.
Die leeren Sandkähne der Firma Ebbinghaus wurden von ein oder zwei Männern vom Ufer aus mit Tauen die Lippe aufwärts gezogen,
dafür gab es einen Treidelpfad von der nördlichen Umflut bis nach Hörste. Den beladenen Kahn ließ man mit der Strömung zurück zur Abladestelle treiben.
In den 1960er Jahren verlor die Sandbaggerei an der Lippe an Bedeutung, denn
östlich von Lippstadt entstanden die großen Baggerseen, die eine gewinnbringende Sandgewinnung ermöglichten.
Die Firma Ebbinghaus/Schierholz beendete ihren Betrieb 1965, die Firma Erdmann 1972.
Text: Werner Hennig.
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Quellen:
• | Ludwig Hachenberg, Heimatblätter 2007 |
• | Buch „Lippstadt zu Anfang des 20. Jahrhunderts“, 1905 |