Die Mantel-Anekdote mit Bernhard II.
Bernhard II. zur Lippe war als Ritter ein treuer Gefolgsmann des Herzogs Heinrich dem Löwen, dem Vetter von Kaiser Friedrich Barbarossa.
Vermutlich wurde Bernhard auf Heinrichs Hofe ausgebildet und dort zum Ritter geschlagen.
Die folgende Mantelanekdote soll im Mittelalter von Bänkelsängern auf Jahrmärkten vorgetragen worden sein.
Der Sage nach soll Bernhard II. zu einem Fest von Kaiser Friedrich Barbarossa geritten sein, wo auch Heinrich der Löwe anwesend war.
Es wird vermutet, dass es sich beim Reichsfest in Mainz im Jahr 1184 abspielte. Weil es in der Stadt zu eng war, lagerte man auf einer Wiese oder einem Dorfplatz.
Doch Bernhard und seine Gefährten kamen am ersten Tag zu spät, die Geschäfte hatten schon begonnen.
Der Kaiser saß erhöht, neben ihm saßen die geistlichen Fürsten, daneben die weltlichen Fürsten, und am Rand das Volk.
Alle blickten auf den verspäteten Bernhard. Der Kaiser befahl ihm sich zu setzen.
So breiten Bernhard und sein Gefolge ihre Mäntel auf dem Boden aus und setzten sich darauf.
Am Abend als die Versammlung beendet war, ließen Bernhard und seine Kameraden die Mäntel auf dem Boden liegen.
Die Leute zeigten auf die Mäntel, und Bernhard soll im Scherz gesagt haben: In meiner Heimat pflegt ein edler Herr seinen Sitz nicht mit sich fortzutragen.
Gelächter ertönte und auch der Kaiser soll darüber geschmunzelt haben.
Am nächsten Tag ist Bernhard und die Seinen in neuem Gewand erschienen, diesmal noch reicher gekleidet.
Und dieses Mal soll Bernhard vom Kaiser selbst eine Sitzmöglichkeit angeboten bekommen haben.
Bernhard soll dem Kaiser vorgetragen haben, dass er wohl viele Besitzungen habe, aber dem Feind wehrlos ausgeliefert sei.
Er bat darum, auf seinen Ländereien eine Stadt errichten zu dürfen. Der Kaiser zeigte sich gnädig und bewilligte Bernhard diesen Wunsch.
Schon während des Rückwegs soll Bernhard geplant haben, wo er neben der alten Burg seiner Eltern die Stadt gründen wolle.
Und so wurde die Entstehung Lippstadts auf einem freien Feld in den Lippe-Niederungen geplant
und im folgenden Jahr als „Stadt zur Lippe“ gegründet (1185) - als erste Planstadt in Westfalen.
Unglücklicherweise brannte die neue Stadt schon nach 24 Jahren zum ersten Mal ab (Stadtbrand von 1209).
Das Stadtrecht bekam Lippstadt vermutlich erst im Jahr 1220.
Die Stadtrechte (Bürgerrechte, Privilegien) von Geseke, Rüthen und Lippstadt orientierten sich inhaltlich am Soester Stadtrecht, das als das erste im deutschen Raum aufgezeichnete Stadtrecht gilt.